112 Das Deutsche Reich.
Bernstein. (Die Jahresproduktion hat einen Wert von etwa 4 Mill. Mark.)
Die Hauptausbeute liefert Palmnicken 1).
Königsberg am Pregel, mit dem Meere (Kurisches Haff) durch einen
neu angelegten, 6,5 m tiefen Seekanal verbunden, 220. E. Wichtiger See-
Handelsplatz für Getreide, Flachs, Hanf, Holz, Heringe und Bernstein. Schiff-
bau, Maschinenbau, Eisengießerei. Königliche Bernsteinmanufaktur. Universität.
Wichtige Festung. Pillau ist der befestigte Vorhaseu für Königsberg.
Tilsit an der Memel. Handelsstadt. Industrie.
(Friede zu Tilsit 1807.)
Justerburg am Pregel. Handelsstadt.
Memel. Seehandelsplatz für Getreide, Flachs und Holz. Festung.
Schlachtenorle: Preußisch-Eylau und Friedlcmd (1807).
3. Provinz Westpreußen.
In dem fruchtbaren Deltalande der Weichsel blüht vor allem der Ackerbau,
der hier reiche Erträge an Getreide, Kartoffeln, Zuckerrüben, Flachs usw. liefert.
Die Viehzucht erstreckt sich vor allen: auf Pferde- und Schafzucht. Die Industrie
ist im allgemeinen nur in den Zweigen von Belang, die in Beziehung zur Land-
wirtschaft stehen (Breuuerei, Ziegelei, Mühlenbetrieb) oder dein Seehandel
dienen (Schiffbau in Danzig und Elbing).
Danzig, an dem einen tvten Weichselarm gelegen, durch Schleusen mit
dein neueu Hauptarme verbunden, 160. E. Wichtiger Seehafen für Getreide,
Holz, Steinkohlen und Kolonialwaren. Schiffbau (Kaiserliche Werft), Eisen-
gießerei, Maschinenbau, staatliche Gewehr- und Munitionsfabrik, chemische In-
dustrie, Zuckerraffinerieu usw. Wichtige Festung. Vorhafen: Neusahrwasser
und das Fort Weichselmünde an der Mündung des toten Weichselarmes.
Elbing am schiffbaren Elbing, 55. E. Seehimdel. Schiffswerften
(„Schichauwerk") und Maschinenbau. Zigarrenfabrikation.
Grandenz. Getreide- und Viehhandel. Industrie. Festung.
Thoru au der Weichsel. Handelsstadt. Festung ersten Ranges.
Marienburg. Berühmtes Schloß. (Deutscher Ritterorden.)
4. Provinz Pommern'.
Die Provinz besitzt namentlich im östlichen Gebiete (Hinterponunern) srucht
bares Acker- und Weideland; Ackerbau und Viehzucht (besonders Schaf- und
Gänsezucht) stehen daher als Erwerbszweig vbeuan. An der Küste blüht außer
einem regen Handelsverkehr der Schiffban und die Fischerei.
Stettin an der Oder, 225. E. Ter wichtigste deutsche Ostseehafen.
Handel mit Getreide, Kolonialwaren, Heringen. Wichtiger Platz für Schiffbau
(„Vulkan"). Swinemünde ist der befestigte Vorhafen auf der Insel Usedom.
Stralsund. Seehandel. Fischerei und Fischräucherei. (Wallenstein 1628.)
Stolp mit dem Seehafen Stolpmünde. Bernsteinindustrie und Handel
mit Bernsteinwaren.
i) Die Gewinnung des Bernsteins geschieht auf verschiedene Weise. Entweder
gewinnt man ihn, indem man die durch Sturm an das Land getriebenen Tang- und
Seegrasmassen auffängt und die Bernsteinstücke aussucht, oder man fährt bei ruhiger
See mit Booten hinaus und gewinnt ihn dnrch Tauchen oder mit Haken und
Käschern. Lohnender aber ist die bergmännische Gewinnung aus dem Festlande.
Das große Bergwerk von Palmnicken versorgt fast die ganze Erde mit Bernstein. Die
Bernsteinbaggerei, durch die man früher gute Ausbeute erzielte, ist eingestellt worden.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
120 Das Deutsche Reich.
Pferde-, Schafzucht). Die Industrie ist unbedeutend und wird meist nur
handwerksmäßig betrieben. Der Handel führt Getreide, Mehl, Vieh, Butter
und Wolle aus.
a) Mecklenburg-Schwerin. 13 000 qkm, über 625 000 Einw.
Rostock, 60. E. Seehandelsplatz. Maschinen- und Schiffbau. Universität.
Vorhafen: Warnemündes.
Schwerin am Schweriner See. Residenz. Industrie.
Wismar. Seehafen.
Doberan. Seebad.
b) Mecklenburg-Strelitz. 3000 qkm, über 100 000 E.
Neustrelitz. Residenz.
Neubrandenburg. Wollhandel.
2. Großherzogtum Oldenburg.
6400 qkm, 440 000 Einw.
Das durchaus flache Land hat neben Sumpfländern ungemein fruchtbare
Marschen.
Die wichtigsten Erwerbszweige der vorwiegend lutherischen Bevölkerung
sind Viehzucht (insbesondere Pferde- und Rindviehzucht) und Ackerbau.
Die Industrie ist gering, der Handel aber, durch eiue ansehnliche Schiffahrt aus-
gezeichnet, lebhaft.
a) Herzogtum Oldenburg.
Oldenburg au der Hunte. Residenz. Mittelpunkt des Handels und der
Industrie. Wichtigster Pferdemarkt Norddentschlnnds.
Braake ^ j Qn ^er ^®efer- Seehandel.
b) Fürstentum Lübeck mit Eutiu.
c) Fürstentum Birkeufeld mit Oberstein. Berühmte Achatschleifereien.
3. Freie und Hansestadt Hamburg.
415 qkm, 875 000 Einw.
Hamburg, 800. E., am rechten Elbufer an der Mündung der Alster.
Wohl liegt die Stadt uoch über 100 km von der eigentlichen Elbmündung
entfernt, doch bei der Flut, die noch bis oberhalb Hamburg reicht, wird der
Strom 6,5 m tief. Die ausgezeichnete Lage macht Hamburg zu einem Welt-
Handelsplatz ersten Ranges, der in seiner Handelsbedeutuug nur vou London
und New Vork übertroffen wird. Hamburgs Flotte besteht aus 1087 See-
schiffen (darunter 650 Dampfer) mit einem Registerwnnengehalt von über lmill.;
außerdem besitzt Hamburg noch weit über 6800 Flußfahrzeuge mit 640 000 Tonnen
Tragfähigkeit. Tie „Hamburg-Amerika-Linie" ist die größte Seeschiffahrtsgesell-
schaft der Welt. Der Schiffahrtsverkehr zur See erstreckt sich vor allem auf
i) Von Warnemünde führt eine Trajektdampferverbindung nach Gjedser (Falster),
dnrch die ganze Eisenbahnzüge über die Ostsee befördert werden, so daß dadurch und
durch eine weitere Trajektverbindnng zwischen Falster und Seeland eine direkte Ver-
bindung zwischen Berlin und Kopenhagen hergestellt wird.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Das Deutsche Reich. 105
Das östliche Tiesland zeigt vielfach sandiges Heideland mit dürftigen
Weiden und Kiefernwaldungen. Die Einförmigkeit des Tieflandes wird hier
durch zwei Höhenzüge unterbrochen. Der nördliche Höhenzug, die nord-
deutsche Seenplatte, ist reich an Seen. Der südliche Höhenzug besteht
aus den metall- und kohlenreichen Tarnowitzer Höhen, den Trebnitzer
Höhen und dem Fläming.
Getrennt von der norddeutschen Tiefebene breitet sich am Rhein die
fruchtbare oberrheinische Tiefebene, ein „blühender Garten zwischen Ge-
birgswälleu", aus.
Die fruchtbarsten Gebiete sind zunächst die Marschlande der Küsten und
Flußmündungen, sodann die Talebenen der norddeutschen Ströme, die zum
Teil erst durch Entwässerung in fruchtbares Ackerland umgewandelt worden
sind, sowie die frachtreichen Niederuugeu, die sich an das Mittelgebirge an-
schließen: die Gegenden von Liegnitz, Lommatzsch in Sachsen, Altenburg, sowie
die Güldene Aue, die Braunschweiger, Magdeburger und Soester Börde.
Dem deutschen Tieflaud eigentümlich sind die erratischen Blöcke, Steine von
oftmals ganz bedeutender Größe, die dem skandinavischen Norden entstammen und
zur Eiszeit durch Gletscher nach Deutschland gebracht worden sein müssen. Sie
bieten in vielen Gegenden oft das einzige Baumaterial.
Bewässerung. Von den sechzig schiffbaren Gewässern Deutschlands treten
folgende besonders hervor:
Die M e m el (der Njemen) entspringt auf dem Baltischen Laudrückeu und ist von
Tilsit au auch für größere Fahrzeuge schiffbar. Sie mündet in das Kurische Haff.
Der Pregel wird von Jnsterbnrg ait schiffbar und mündet bei Königs-
berg in das Frische Haff.
Die Weichsel entspringt auf den Karpaten und tritt schiffbar iu das
deutsche Gebiet ein, nachdem sie dasselbe schon in ihrem Oberlaufe berührt hat.
Sie mündet in mehreren Armen, die das fruchtbare Weichseldelta umschließen,
in die Ostsee. Die Danziger und Elbinger Weichsel sind tote Arme geworden;
für den Schiffahrtsverkehr ist durch einen Durchstich eine neue Mündung in die
Danziger Bucht gewonnen worden.
Die Oder entspringt auf dem Mährischen Gesenke, tritt bald in das Tief-
land ein und mündet in das Stettiner Haff, das durch drei Arme (Peeue, Swiue,
Dieveuow) mit der Ostsee verbuudeu ist. Seeschiffe kommeu nur bis Stettin.
Nach der neueren Regelung des Strombettes ist der Strom von Kofel aus für
die Großschiffahrt beuutzbar. Vou den schiffbaren Nebenflüssen ist nur die Warthe
vou Bedeutung.
Die Trave ist bis Lübeck bedeuteud vertieft wordeil, so daß bis hierher größere
Seeschiffe gelaugeu können.
Die Elbe entspringt auf dem Riefeugebirge, vereinigt sich bei Melnik,
von wo ans sie mit Dampfern befahren wird, mit der Moldau, durchbricht das
böhmische Mittelgebirge und das Elbsaudsteingebirge, tritt unterhalb Riesa iu
das Tiefland eiu und mündet bei Cuxhaven in die Nordsee. Bis Hamburg ist
sie für große Seeschiffe zugänglich. Von den schiffbaren Nebenflüssen ist nament-
lich die Havel mit der Spree sehr wichtig, ferner auch die Saale mit der Uustrut.
Die Weser entspringt als Werra auf dem Thüringer Walde, vereinigt sich
bei Münden mit der auf der Rhön entspringenden Fulda, tritt bei Minden durch
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
Das Deutsche Reich. 113
Stargard. Handelsstadt. Eisengießerei und Maschinenbau.
Greifswald. Getreide- und Holzhandel. Universität.
Kolberg. Eisengießerei und Maschinenbau. Seehandel. — Seebad.
Köslin. Eisengießerei. Fisch- und Gänsehandel.
Die pommerschen Inseln sind durch die besuchten Seebäder berühmt:
Rügen (Saßnitz, Binz, Göhren, Lohme usw.). Usedom (Heringsdorf, Zinno-
Witz, Ahlbeck, Swinemünde). Wollin (Misdroy).
5. Provinz Schleswig-Holstein.
Im Gebiete der fetten Nordseemarfchen bilden Getreidebau, Pferde- und
Rindviehzucht die wichtigsten Erwerbsquellen; an den Küsten herrschen Fischerei
und Seehandel vor. Tie Industrie ist nur in einzelnen Zweigen von Bedeutung,
wie vor allem im Schiffbau, Maschinenbau, in der Gerberei, in der Tabak- und
Zigarrenfabrikation.
Altona an der Elbe, 170. E. Wichtiger Seehafen. Fabrikstadt.
Kiel an der tiefen und geschützten Kieler Förde, die den „besten Natur-
Hafen Deutschlands" bildet, 165. E. Kriegshafen. Große Marine-Etablissements,
Schiffswerften (Kaiserliche Werft mit 7000 Arbeitern und die Kruppschen Ger-
mauiawerft) und Mafchiueubauaustalten. Ausfuhr von Landesprodukten (Butter,
Käse, Sprotten). — Universität.
Flensburg an der Flensburger Förde, ziemlich 55. E. Seehandel (Ge-
treide und Kolonialwaren). Fischfang. Industrie, namentlich Schiffbau. Bier-
brauerei, Branntweinbrennerei usw.
Wandsbek, ein industriereicher Vorort Hamburgs.
Neu Münster. Mannigfache Industrie.
Schleswig. Seehandel und Fischfang (Heringsfang).
Husum. Austerubänke. Bedeutende Schlachtviehmärkte.
An der Westseite die nordfriesischen Inseln, rneist besuchte Seebäder (Wester-
land auf Sylt, Wyk auf Föhr, Amrum), an der Ostseite die Insel Alsen.
(Gegenüber die Schanzen von Düppel, 1849 und 1864.)
Helgoland, seit 1890 deutsch. Die 2000 Bewohner, meist Fischer, finden
in dem bedeutenden Fremdenverkehr (Seebad) eine lohnende Nahrungsquelle.
Leuchtturm. Befestigungswerke (Panzertürme und Mörferbatterien).
6. Provinz Hannover.
Die Bevölkerung beschäftigt sich vorzugsweise mit Landwirtschaft, die in
dem Marschlande sehr ergiebigen Boden findet. Besonders erwähnenswert sind
die umfangreich betriebene Schafzucht (Heidschnncken) und Bienenzucht in der
Lüneburger Heide. Im Harz ist der Bergbau auf Silber, Blei, Kupfer, Eisen
und Ockerfarbe belangreich. Die Großindustrie (Webindustrie, Maschinen-
bau usw.) hat sich nur in den größeren Städten entwickelt. Im Küstengebiet
betreibt man Seehandel und Fischerei.
Hannover an der Leine, 250. E. Wichtiger Handelsplatz (Pferde, Ge-
treide usw.). Bedeutender Maschinenbau und Chemikalienindustrie. — Technische
Hochschule. — Vorstadt: Linden, 60. E., mit bedeutender Fabriktätigkeit.
Osnabrück, 60. E. Leinen- und Flachshandel. Vielseitige Industrie
(Textil- und Metallwaren).
Harburg an der Elbe, 55. E. Handelsstadt. Schiffbau. Hauptsitz der
deutschen Gummi- und Guttaperchaverarbeituug.
Rasche, Handelsgeographie. 12.—14. Aufl. g
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
Eine Fachschule im sächsischen Erzgebirge.
271
eifersüchtig zu werden und seine auf Selbständigkeit gerichteten Bestrebungen
zu fürchten. Aus langen Streitigkeiten zwischen Orden und Stadt ging
Danzig ums Jahr (^50 als ein Freistaat unter dem Schutze des Polen-
königs hervor und regierte sich nun nach seinem eigenen Gesetzbuche, der
„Danziger Willkür", sandte seine Schiffe auf alle Meere und führte selbst-
ständig Rrieg. Auch gegen die neuen Herrn wußte die mächtige Stadt ihre
Vorrechte, zu denen auch das der Religionsfreiheit hinzukam, zu behaupten.
Ums Zahr \600 stand Danzig auf dem Gipfel seiner Macht. Seine Schiffe
fuhren nach Spanien, England und Italien und mit dem stolzeil Venedig
stand das „nordische Venedig" in lebhafter Handelsverbindung. Aber auch
der Runst bereiteten die Danziger Bürger in ihren Mauern eine Heimstätte;
das beweist die herrliche Marienkirche, das bedeutendste Denkmal der nor-
difch-gotifchen Baukunst, das bezeugt das mächtige Rathaus, das mit seinem
90 m hohen Turme die Häuser der Stadt weit überragt. Der vornehme
Artushof erhielt kostbaren Bildschmuck, das Zeughaus und noch mancher
schöne Bau erstanden. Rein Wunder, daß in dieser Zeit des Reichtums
und Glanzes auch das Handwerk emporstrebte und Danzigs Zunftmeister
ihren Genossen draußen im Reich an künstlerischem Schaffen nicht nach,
standen. Die Danziger Bildschilitzer-, Goldschniiede- und Schlosserarbeiten
galten weit im Lande, und Danziger Möbel wurden hoch geschätzt.
3m Jahre \772 wurde Westpreußen von Polen getrennt und Preußen
einverleibt. Auch dann noch wußte das stolze Danzig seiile Selbstäildigkeit
zu wahren; es blieb ein Freistaat, doch nicht zu seinen! Glücke; denn Friedrich
der Große suchte nun, Elbing auf Rosten der alten Hansastadt zu heben
Nachdem sie bei der zweiten Teiluilg Polens [{7^5) in preußischen Besitz
übergegangen war, kamen die Leiden der napoleonischen Rriege über das
Land. Standhaft und tapfer wehrte sich im Zahre f806 die Stadt gegen
die wälschen Eindringlinge; aber um so schwerere Bußgelder legte ihr der
erzürnte Franzosenkaiser auf, dessen Rriegshorden ihren Reichtum vernichteten.
Allmählich erholte sich die schwer geschädigte Stadt unter der pflege der
preußischen Herrscher; aber erst seit sie Prcwinzialhauptstadt geworden und
der grüne Rranz ihrer Wälle (s893) gefallen ist, hat sie einen bedeutenden
Aufschwung genommen. Stattliche Bauwerke sind auf dem neu gewonnenen
Boden erstanden. Eine Fortbildungsschule ist eröffnet und gibt dem Hand-
werkslehrling gute Gelegenheit, sein wissen nach jeder Richtung zu erweitern.
Am Ende der großen Lindenallee, einer besonderen Zierde Danzigs, die
nach der Vorstadt Langfuhr führt, ist die technische Hochschule erbaut, die
sich regen Besuchs erfreut. Die Zahl der Einwohner Danzigs ist inzwischen
auf mehr als f60000 gestiegen, eine Folge des mit jedem Zahre zunehmenden
Aufschwunges der gewerblichen Tätigkeit. Das Badeleben von Zoppot ver-
vollständigt das Bild des „modernen" Danzig; denn das Seegestade der
Weichselstadt hat sich den Namen der „norddeutschen Riviera" erworben.
Klara Baedeker.
*123. Eine Fachschule im iflchiiichen Erzgebirge.
Seit langer Zeit besteht im sächsischen Erzgebirge eine mannigfaltige
Gewerbetätigkeit. Am frühesten wurde hier der Bergbau auf Silber betrieben.
Im 16. Jahrhundert wurde durch Barbara Uttmann, die tatkräftige Gattin
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich
der_Große Friedrich Klara_Baedeker Barbara_Uttmann
Danzig.
269
große Bündel von Holzmodellen, nach denen man die einzelnen Stuhlteile
auf den Pfosten und Brettern aufzeichnet, worauf jeder Arbeiter ein besonderes
Stück des Stuhles anfertigt. Haben die Sägen ihr Werk getan, fo setzen
verschiedenartige Hobelmaschinen die Arbeit fort; andere Maschinen schneiden
Zapfen und bohren Löcher, bis endlich durch Maschineuraspeln und Drechsler-
bänke den Stuhlteilen ihre Form gegeben wird. Die in großer Zahl herge-
stellten einzelnen Teile derselben Stuhlart sind untereinander so gleich, daß
man sie in Kisten verpacken und am Ort ihrer Bestimmung zusammen-
fügen kann.
Endlich wollen wir noch einer Zündholzfabrik einen kurzen Besuch
abstatten! Sie besteht aus zwei stattlichen Gebäuden; in dem einen werden
die Hölzer bearbeitet, im andern, welches der Feuersgefahr wegen etwas ab-
seits steht, wird der chemische Teil der Fabrikation ausgeführt. Die bereits
zurechtgeschnittenen, astfreien Fichtenklötze werden durch zweckmäßig einge-
richtete Hobelmaschinen in lange Stäbchen zerlegt, welche man in Bündel zu-
sammenfaßt. Nebenan arbeitet ein Mann mit einem Werkzeug, welches die
größte Ähnlichkeit mit einer Häckselmaschine hat. Er zerschneidet die Bündel
in Stücke von der Länge der Zündhölzchen. Ein Gehülfe faßt das vorstehende
Bündel und legt, wenn der Schnitt ausgeführt ist, die abgetrennten Hölzchen
in ein Gestell, worauf sie in das zweite Gebäude wandern. Hier werden
sie senkrecht in Rahmen eingestellt. Auf besonders dazu eingerichteten Öfen
stehen große Pfannen, in denen sich geschmolzenes Paraffin (f. Nr. 103)
befindet. In diese Pfannen werden die Rahmen eingesetzt und nach einigen
Sekunden wieder abgehoben. Die Spitzen der Hölzchen sind dann mit
Paraffin getränkt. Auf ähnliche Weise tunkt man die Hölzchen nochmals in
die eigentliche Zündmasse, worauf sie in eine Trockenstube gelangeu. Alle
diese Verrichtungen, die früher mit der Haud vorgeuommen wurden, besorgen
jetzt Maschinen. Das Ablegen der Hölzchen jedoch geschieht noch immer mit
der Hand. Man hat zwar auch für diese mühsame Arbeit Maschinen kon-
struiert, jedoch nicht den wünschenswerten Erfolg erreicht.
Nach Fr. Günther „Der Harz".
*122. Danzig.
Ist Küflrtn, Kreuz, Schneidemühl, die drei Knotenpunkte der Eisen-
bahn, die von Berlin nach Danzig führt, lagen hinter nlir, und der Zug
sauste durch die eintönige Tucheler Heide; erst als er sich der Weichselstadt
Dirschau näherte, wurde die Landschaft reizvoller, von der fruchtbaren
Weichselniederung, die mich an die satten holläitdischen Ebenen erinnerte,
hoben sich in der Ferne die lieblichen, mit taub- und Nadelwald bekleideten
Höhen des uralisch-baltischen Landrückens ab. Fetzt näherte sich der Zug
Danzig, der Hauptstadt der Provinz Westpreußen. Man könne sie zu den
Städten rechnen, die wie Nürnberg oder Hildesheim noch ein mittelalter-
liches Gepräge tragen, so hatte mir mein Neisegenosse erzählt. Der Haupt-
bahnhof bot allerdings eine probe von dem „modernen" Danzig, ver-
schwunden sind die Wälle, welche die alte Stadt einengten; klein erscheint
das schöne hohe Tor gegen stolze Neubauten, wie das Generalkommando,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Günther
Extrahierte Ortsnamen: Danzig Danzig Berlin Danzig Danzig Nürnberg Hildesheim Danzig
252
■Grosse seinen ersten Sieg errang, gelangt die Oder nach Breslau,
Schlesiens schöner und stark bevölkerter Hauptstadt. Von
Breslau aus wird sie nunmehr auch für grössere Fahrzeuge
schiffbar; die links von dem Waldenburgergebirge kom-
mende Weistritz und die Katzbach mit der wütenden
Heisse vermehren noch weiter ihre Wassermasse. In der Nähe
letzterer Nebenflüsse bei Wahlstadt wurde im Jahre 1241 die
grosse Mongolenschlacht geschlagen und am 26. August 1813
erkämpfte sich hier der alte Blücher den Titel „Fürst von
Wahlstadt“. Von der Katzbachmündung bis zum Einfluss der
von rechts kommenden Bartsch durchbricht die Oder den
grossen Landrücken, nimmt von hier bis zur Festung G.logau
•eine westliche Richtung, um von da ab wieder in nordwestlichem
Laufe bis zur Mündung der von rechts heranfliefsenden Faulen
Obra zu strömen. Hier nimmt sie, bei Crossen den Bober
von links empfangend, abermals ihren Weg nach Westen, um
von der Görlitz er Neisse nach Norden gedrängt zu werden.
Oberhalb Frankfurt, der bekannten Messstadt, tritt sie durch
•den Fr i edri c h - W i 1 h el ms- oder Müllroser Kanal mit
der nahen Spree in Verbindung. Zwischen der Festung Küstrin
und dem nahen Schlachtort Zorndorf empfängt sie von rechts
Ihren bedeutendsten Nebenfluss, die ihr an Wassermenge eben-
bürtige Warthe, in welche die durch den Bromberger
Kanal mit der Weichsel verbundene Netze sich ergiesst.
Auf dem linken Ufer wird sie von Lebus an von dem so-
genannten Oderbruch begleitet; es ist dies ein mehr als
2 Meilen breiter Landstrich, der durch Trockenlegung der früher
liier befindlichen Sümpfe überaus fruchtbar geworden. Von ihrer
Verbindung mit der Havel durch den Finowkanal an
nimmt sie plötzlich eine nordöstliche Richtung, spaltet sich bei
Gartz in zwei Arme, von denen der stärkere östliche den
Dam ms dien See bildet, während der schwächere westliche,
sich wieder mehrfach teilende Arme seinen Lauf an Stettin,
•der befestigten Hauptstadt Pommerns, vorübernimmt. Die ver-
einigten Arme münden ins Papenwasser, und sodann in das
10 Meilen breite Haff. Die Inseln Usedom und Woll in,
welche am Ausgange des Haffs in die Ostsee liegen, lassen dem
Oderwasser drei Mündungen nach dem Meere offen, welche die
Namen Peene, Swine und Diwenow führen. Das starke
Gefall und der Umstand, dass dem Strome mehrere reissende
Gebirgsflüsse zuströmen, welche bei starkem Regenwetter oder
beim Abgang des Schnees bedeutende Wassermassen plötzlich
M
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
292
Nachbar, der Pommer, ist einfach und ehrlich, kernig und derb,
wortkarg und thatkräftig. Die pommerschen Landwehren waren
es, die in den Schlachten 1813, als das Pulver im Regeu ver-
sagte . die Gewehre umkehrten und mit Kolben dreinschlugen,
Pommern waren es gleichfalls, die durch ihren wahrhaft un-
widerstehlichen Ansturm im Jahre 1870 die Schlacht bei Grave-
lotte entschieden. Pommern gilt als die Heimat des beschrank-
ten Junkertums, aber viele von den pommerschen Junkern haben
ihre Namen mit Heldenschrift in die preußische Geschichte ein-
geschrieben, wie die Kleist und Schwerin. Manchem scheint
wohl die pommersche Weise zu grob und ungeschlacht, immer
aber birgt die rauhe Schale einen gesunden, tüchtigen Kern, aus
welchem auch solche Naturen hervorgehen, deren Bürgernamen in
ganz Deutschland einen herrlichen Klang haben, wie Nettelbeck
und der alte Arndt.
Die Deutschen, welche ungefähr zwei Drittel der Gesamt-
bevölkerung in den Provinzen Tst- und Westpreusieu bilden, sind
zwar znm Teil aus Süddeutschland eingewandert, doch haben sie
sich die kühle Anschanungs- und Denkweise des Nordländers an-
geeignet. Sie sind nur der nüchternen Verstandesthätigkeit zu-
gänglich, daher scharfsinnig, allem Scheinwesen abhold, rücksichtslos
und trocken. Schon der Beiname von Königsberg, der Vaterstadt
des großen Weltweisen Kant (geb. 1724). als „Stadt der reinen
Vernunft" deutet auf diese Eigentümlichkeit des preußischen Wesens
hin. Was an der Bevölkerung dieser Länder unsere besondere An-
erkennung verdient, das ist ihre Anhänglichkeit an das große Ganze,
die Treue, mit der sie auch aus diesem vorgeschobenen Posten das
Banner des deutschen Reiches hoch und in Ehren halten. Es ist
das gesunde deutsche Blut, welches auch diese weit hinausgesandte
Ader unseres Volkstums lebenskräftig durchströmt.
In Mittel- und Süddeutschland herrscht die hochdeutsche
Sprache, welche sich auf vier Stämme, die Thüringer und
Franken in Mitteldeutschland, die Bayern und Schwaben
in Süddeutschland verteilt. Recht im Herzen Deutschlands, vom
Thüringer Walde bis an den Harz und von der Werra bis
zur Saale und Elster, mitten zwischen Sachsen und Franken,
wohnt der sangessrohe, lebenslustige Thüringer, mit dem klaren
Auge, dem treuen Gesichte, die unverwüstliche Heimatliebe im
Herzen. Anstellig und bildsam, sinnig und fleißig, vermittelt
der Thüringer nordischen Ernst und südliche,. Lebhaftigkeit,
nordische Verständigkeit und südliches Gemüt. Überall umgibt
ihn die Sage in mannichfach lieblicher Gestalt. Aus der goldenen
Aue erhebt sich der Kyffhäuser, aus grünem Waldeskranze blickt
die Wartburg hervor und weckt die Erinnerung an den edlen Wett-
streit der Sänger, an das Walten der heiligen Elisabeth und an
die Bibelübersetzung Luthers. Das sangeslustige Thüringen hat
allezeit die Sänger und Dichter an sich gelockt, und wie die Wart-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
303
und der Rheinprovinz. Die Küste hat zahlreiche Buchten
(Dollart, Jahdebusen, Buchten von Kiel, Eckernförde und Flens-
burg), grosse Strandseen (Kurisches, frisches, grosses und kleines
Haff) und zahlreiche Landseen in der Provinz Ostpreussen.
Hauptflüsse sind: die Memel, Weichsel, Oder, Elbe, Ems
und der Rhein. Von den Bewohnern sind 2 3 4/3 Protestanten und
1/3 Katholiken; sie treiben Ackerbau, Viehzucht und lebhafte
Industrie. Das Königreich zerfällt in folgende 12 Provinzen:
1. Brandenburg', der Kern des ganzen Staates, in der Mitte
der Monarchie gelegen mit Berlin (l’/s Milk Einwohner), der Haupt-
amt Residenzstadt der Monarchie und des deutschen Reiches. Potsdam
(48,000 Einwohner), die zweite Residenzstadt an der seeartig erweiter-
ten Havel; in seiner schönen Umgehung liegen die Lustschlösser Sans-
souci, Babelsberg, neues Palais, Glienicke und Marmorpalais. Die Festung-
Spandau an der Mündung der Spree in die Havel. Brandenburg, ehemals
Hauptstadt der Kurmark, wichtig durch Industrie und Gartenkultur.
Schlachtorte: Fehrbellin (18. Juni 1675), Grossbeeren (23. August 1813)
und Dennewitz (6. September 1813). Frankfurt a. 0. (51,000 Einwohner),
bedeutende Messstadt; in der Nähe das Dorf Kunersdorf (Schlacht
12. August 1759). Festung Küstrin am Einfluss der Warthe in die
Oder; in der Nähe Zorndorf (Schlacht 1758). Gewerbsame Städte sind
Kottbus an der Spree, Guben an der Lausitzer Neisse, Krossen an der
Oder und Züllichau mit lebhaftem Handel.
2. Pommern liegt nördlich von der Provinz Brandenburg. Es
erstreckt sich zu beiden Seiten des Unterlaufes der Oder und wird im
Norden von der Ostsee, im Osten von Westpreussen, im Westen von
Mecklenburg begrenzt. Stettin an der Oder (92,000 Einwohner), der
bedeutendste Seehandelsplatz Preussens, befestigte Haupt- und wichtige
Fabrikstadt. Ihr Vorhafen ist das befestigte Swinemünde. Stralsund
(29,000 Einwohner), befestigte See- und Handelsstadt. Greifswald
(20,000 Einwohner), Universität. Stargard, gewerbreiche Stadt. Die
Insel Rügen mit dem Seebad Putbus. Köslin und Kolberg sind Festungen
zweiten Ranges.
3. Posen oder preussisch Polen, liegt östlich von Brandenburg
und wird von der Warthe und Netze durchflossen. Posen an der Warthe
(66,000 Einwohner), Festung ersten Ranges. Bromberg (34,000 Ein-
wohner), am gleichnamigen Kanal, Schiffahrt und Getreidehandel.
Gnesen, Grabmal des heiligen Adalbert. Fabrikorte Lissa und Rawitsch.
4. Westpreufsen liegt zwischen der Ostsee, Ostpreussen, Polen,
Posen und Pommern. Das breite Thal der Weichsel trennt die Pro-
vinz in zwei natürliche Abschnitte. Danzig an der Weichsel (109,000 Ein-
wohner), Hauptstadt, starke Festung und wichtige, altertümliche See-
handelsstadt; der Vorhafen ist Neufahrwasser, dem die kleine Festung
Weichselmünde gegenüberliegt. Oliva in der Nähe von Danzig (Friede 1660).
Elbing (36,000 Einwohner), am Abfluss des Drauensees, bedeutende Fa-
brik- und Handelsstadt. Marienburg an der Nogat, einst Sitz der Hoch-
meister des Deutsch-Ritter-Ordens, mit herrlichem gotischem Hoch-
meisterschloss. Marienwerder an der Liebe in malerisch schöner Lage.
Thorn, starke Festung von sehr wichtiger strategischer Lage an der
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
304
Weichsel. Kulm, Bischofssitz an der Weichsel. Graudenz, bis 1873 Fe-
stung, unter Courbifere 1807 glücklich verteidigt.
5. Ostpreussen ist der nordöstlichste Teil Deutschlands und liegt
zwischen der Ostsee, Westpreussen, Polen und Russland. Königsberg am
Pregel, der ins frische Hais hiesst (150,000 Einwohner), Haupt- und
Krönungsstadt, Festung ersten Ranges, Getreide-, Flachs- und Holz-
handel; Universität. Königsbergs Vorhafen ist das befestigte Pillau.
Tilsit, am Einfluss der Tilsit in die Memel, (Friede 1807). Memel, nörd-
lichste Stadt Preussens. Preussisch-Eylau (Schlacht 1807). Insterburg
und Gumbinnen, gewerbreiche Städte. Trakehnen, berühmte Pferdezucht.
6. Schlesien, südlich von Posen, die grösste, reichste (Stein-
kohlen, Eisen, Zink) und nach dem Rheinland bevölkertste Provinz,
welche der Länge nach von der Oder durchströmt und im Südwesten
von den Sudeten begrenzt wird. Breslau am Einfluss der Ohlau in die
Oder, auf bedeutsamer, das Emporkommen einer Grossstadt begünsti-
gender Stelle liegend, ist die zweitgrösste Stadt der Monarchie (286,000
Einwohner), Haupt- und wichtige Fabrikstadt, Knotenpunkt des Ver-
kehrs zwischen der Donau und Ostsee, Polen und Böhmen, grösster
Weltmarkt Deutschlands, Universität. Leuthen (Schlacht 1757). Glogau
an der Oder, Neisse und Glaiz an der Glatzer Heisse sind Festungen
Weberdörfer Peterswaldau und Langenbielau (je 13,000 Einwohner).
Schweidnitz an der Weistritz und Waldenburg bedeutende Industriestädte.
Salzbrunn, Kudowa, Reinerz und Landeck, bekannte Badeorte. Liegnitz an
der Katzbach (42,000 Einwohner), Görlitz an der Görlitzerneisse
(52,000 Einwohner), Grünberg und Hirschberg sind hervorragende Fabrik-
städte. Oppeln, Kosel und Ratibor an der Oder. Bergbau und Hütten-
werke bei Leuthen, Königshütte, Tarnowitz und Gleiwitz.
7. Sachsen liegt westlich von Brandenburg und bildet ein wenig
geschlossenes Gebiet, das durch Enklaven (Schwarzburg und Anhalt)
zerstückelt und der Länge nach von der Elbe durchströmt wird. Magde-
burg an der Elbe (137,000 Einwohner), Haupt- und wichtige Industrie-
stadt, Festung und erster Handelsplatz der Mittelelbe. Burg mit Tuch-
fabriken. Stafsfurt und Schönebeck mit reichen Salzwerken. Halberstadt
und Quedlinburg, alte Städte am Fusse des Harzes. Torgau und Witten-
berg, Festungen an der Elbe. Die alten Städte Naumburg, Merseburg und
die Universitätsstadt Halle (76,000 Einwohner), alle drei an der Saale.
Schlachtorte: Lützen (1632), Grossgörschen (1813), Rossbach (1757), Auer-
städt (1806) und Mühlberg (1547). Erfurt an der Gera, einem Zuflusse
der Unstrut (53,000 Einwohner), ist berühmt durch Gartenbau. Im
Westen der Provinz liegen die gewerbreichen Städte Nordhausen und
Mühlhausen und der Schlachtort Langensalza (1866). Getrennt von der
Provinz liegen im Thüringerwalde die Fabrikorte Suhl und Schleusingen.
8. Hannover liegt westlich von der Provinz Sachsen, zwischen
Elbe und Ems. Ihr nördlicher Teil schliefst das Grossherzogtum
Oldenburg und die freie Stadt Bremen ein und wird von der Weser
durchströmt. Sie besitzt fruchtbare Landstriche in den fetten Mar-
schen an der Nordsee, aber auch magere in der grossen Lüneburger
Heide. Hannover an der Leine (123,000 Einwohner) ist Haupt- und
aufblühende Industriestadt. Göttingen an der Leine, Universität.
Hameln an der Weser, Fabrik- und Handelsstadt. Lüneburg, wichtige
Saline. Harburg, Fabrikstadt an der Elbe. Celle an der Aller, be-
deutender Industrieort. Hildesheim, „das Nürnberg Norddeutschlands“.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]